Kreisel

Skulptur auf dem Melsunger Kreisel

Ausführungszeitraum: 2007

Material:
Corteenstahl, Granit, Basaltschotter

Initiative:
Magistrat der Stadt Melsungen, Dieter Runzheimer, Bürgermeister

Finanzierung:
B. Braun Melsungen AG

Planungsleistungen:
Entwurfs-, Ausführungs- u. Detailplanung, Ausschreibung, Objektüberwachung

Ausführung Stahlwürfel: Michael Possinger, Metallbildner, Guxhagen

Erläuterung:
Bei Überlegungen über die künstlerische Gestaltung eines Verkehrskreisels am Ortseingang einer Stadt spielen andere Kriterien eine Rolle als bei einer Skulptur z. B. für einen Innenraum, einen öffentlichen Platz oder an einem Wanderweg.

Eine Skulptur für diesen Ort muss verschiedene Kriterien erfüllem:

sie sollte eine einprägsame, kraftvolle und schnell erfassbare Form haben,
sie sollte von allen Seiten erfahrbar sein ohne dabei langweilig zu wirken,
sie sollte dennoch nicht zu sehr vom Verkehr ablenken,
sie sollte bei Tag und bei Nacht wirken,
sie sollte pflegeleicht sein und Wind und Wetter trotzen,
vor allem aber sollte sie am Ortseingang der Stadt ein symbolisches Zeichen   setzen, das untrennbar mit der Stadt verbunden und auch nicht beliebig austauschbar ist.

Unter Einbeziehung dieser Aspekte entstand die Idee, das Melsunger Logo, das seit einigen Jahren Bürgern, Freunden, Partnern und Gästen der Stadt Melsungen in zweidimensionaler Form – also in der Fläche – auf Schritt und Tritt begegnet, in die Dreidimensionalität – also ins Räumliche – umzusetzen.

Auf Grundlage des Original-Logorasters entstand ein Würfel von 3,00 m x 3,00 m Kantenlänge, der auf den ersten Blick natürlich die Assoziation “Fachwerk” hervorruft.

Aber es sind noch weitaus mehr Aspekte darin enthalten:

der kubische, offene Würfel symbolisiert auch die Stadt als solche in Form eines stark abstrahierten Hauses
es ist ein offenes Haus, ein Haus, das Einblicke, Ausblicke und Durchblicke ermöglicht
man kann hineingehen, sich darin aufhalten und wieder herausgehen
das Haus besteht aus einem tragenden Grundgerüst, im übertragenen Sinne eine Grundstruktur, die einerseits Halt gibt, andererseits aber auch Raum lässt zur individuellen Gestaltung und Entfaltung sowie zu Veränderungen
mit all diesen Aspekten kann sich eine traditionelle und gleichsam moderne Stadt wie Melsungen sehr wohl identifizieren

In der von Fachwerk geprägten Stadt Melsungen wäre natürlich die Verwendung dicker Eichenbalken mit zimmermannsgerechten Holzverbindungen zur Realisierung des Würfels nahe liegend gewesen.

Abgesehen von den konstruktiven Schwierigkeiten – ein bloßes Fachwerkgerüst ist eben noch lange kein Fachwerkhaus und würde innerhalb kurzer Zeit verwittern – wollten wir mit der Verwendung eines industriell hergestellten Materials Tradition und Industriekultur der Stadt Melsungen an einem Ort symbolisch verbinden, an dem die Kernstadt in den eher industriell geprägten Teil der Stadt übergeht.

Für die Ausführung des Würfels wurde Corteenstahl verarbeitet – ein Spezialstahl, der abweichend vom gewöhnlichen Baustahl innerhalb weniger Monate eine edle Patina ansetzt und dann aber nicht weiter korrodiert.
Corteenstahl ist in den vergangenen Jahrzehnten in Verbindung renommierten Kunst- und Architekturprojekten zu einem hochwertigen Material avanciert.
Am Melsunger Kreisel erweckt die Färbung der Oberfläche auf den ersten Blick tatsächlich die gewollte Assoziation “Holz”. Auf den zweiten Blick wird aber klar, dass es sich um ein anderes Material handelt.

Insgesamt 4,5 Tonnen wiegt der Stahlwürfel, der – gelagert auf zierlichen Stahlstützen – dennoch einen schwebenden Charakter vermittelt.
Nicht aus industriell vorgefertigten Hohlprofilen sondern aus einzelnen, 5 mm starken Blechen mit insgesamt fast 400 lfdm Schweißnähten hat der Metallbildner Michael Possinger aus Guxhagen den Würfel gefertigt. Spannend war der Entstehungsprozess des Würfels vom Anfang bis zur Montage vor Ort, wo mit Hilfe eines Autokrans und unter Polizeischutz der Würfel über die Straße gehoben wurde, um dann millimetergenau auf den Stützen platziert zu werden.

Bedanken möchte ich mich bei Herrn Dieter Runzheimer, dem eigentlichen Initiator der Kreiselskulptur – u. a. für die vielen konstruktiven Gespräche, die sehr positiv zum Reifungs- und Realisierungsprozess der Arbeit beigetragen haben. Danken möchte ich außerdem Herrn Ludwig Georg Braun – stellvertretend für die B. Braun Melsungen AG – zum einen für die Finanzierung des Projektes. Aber sein Engagement ging noch über die Finanzierung hinaus. So ist z. B. der Sockel mit Schriftzug Ihre Anregung, um den direkten Bezug zur Stadt Melsungen zu stärken.

18. Januar 2008